Seit 1894 bemühen sich Bürger der Hansestadt Breckerfeld den Wengeberg, die mit 442 m über Meereshöhe höchste Erhebung der früheren Landkreise Hagen und Schwelm und des heutigen Ennepe-Ruhr-Kreises als Teil des Regionalverbandes Ruhr , zur Touristikwerbung einzusetzen.
Breckerfeld Am Freitag, 15. Juni, gab es im Programm des WDR zwei Kurzberichte über eine gemeinsame Aktion von Stadtmarketing, Bürgerstiftung, Heimatverein und Museumsverein zur Errichtung eines „Gipfelkreuzes“ auf dem Wengeberg. Johannes Dennda und Thomas Lay, die Vorsitzenden des Museums- und des Heimatvereins der Hansestadt, stellten das Projekt vor.
Johannes Dennda: „Geplant ist, auf einem städtischen Grundstück gegenüber dem Wasserhochbehälter der AVU neben dem neuen Rad- und Wanderweg ein drei Meter hohes Stahlkreuz aufzustellen, das auf einem mit Steinkohlebrocken verkleideten Sockel steht.“ Gestalten solle es der Hagener Künstler Günter Blank. In seinem Redebeitrag in der „Lokalzeit“ aus Dortmund machte Johannes Dennda am Freitag deutlich: „Die Kombination von Stahl und Kohle soll symbolisch auf die Zugehörigkeit unserer Stadt zum „Ruhrgebiet“ hinweisen. „Die Gewinnung von Stahl aus heimischem Raseneisenerz durch den Einsatz von Holzkohle bei dessen Verhüttung habe im Mittelalter zum wirtschaftlichen Erfolg geführt und die Stadt zum Mitglied der „Deutschen Hanse“ werden lassen. Angaben zur zeitlichen Realisierung des Vorhabens machte Johannes Dennda nicht.
Auf Nachfrage von „Breckerfeld gefällt“ zum genauen Standort sagte Thomas Lay: „Am alten Standort steht der neue Sendemast. Auf dem Hochbehälter der AVU ist ein Gipfelkreuz nicht realisierbar. Der neue Standort ist auf städtischem Grund für Besucher leicht erreichbar und bietet eine gute Aussicht bis ins Ruhrgebiet.“
Bemühungen zur Nutzung des 442m hohen Wengebergs für die Touristikwerbung gibt es schon seit mehr als 100 Jahren. Im Jahr 1894 wollten Bürger der Stadt Breckerfeld in einer Zeit, als nach der Reichgründung von 1871 überall in Deutschland die Begeisterung darüber sich im Bau von Türmen widerspiegelte, nicht abseitsstehen. Einer der Initiatoren dürfte der Gastwirt M. Lux gewesen sein, der in der Ortschaft Wengeberg eine Gaststätte betrieb: Etwa dort, wo heute der Funksendemast der Telekom steht, wurde 1894 aus Stahl der „Hohenzollernturm“ als Aussichtsturm errichtet. Bei gutem Wetter konnte man von ihm aus mit einem guten Fernglas den Kölner Dom sehen. Der clevere Wirt nannte fortan sein Wirtschaft „Restauration zum Hohenzollernturm“. Gleichzeitig ließ der Wirt eine Festhalle errichten, die er „Haus Wengeberg“ nannte. In den Anfängen feierten dort Breckerfelder Vereine ihre großen Feste.
Bereits im Jahr 1919 machte der Turm Probleme. Im Protokoll der Gemeindevertretung Breckerfeld vom 22. Dezember 1919 heißt es unter Punkt 16: „Es wurde angeregt, den Hohenzollernturm zu Wengeberg instandsetzen zu lassen. Die Erhebungen haben ergeben, dass die Notwendigkeit vorliegt. Die Kosten für den Anstrich pp. werden 3 – 4000 Mark betragen. Die Gemeinde ist aber bei den heutigen Verhältnissen nicht geneigt, derartig hohe Kosten für den angeregten Zweck aufzuwenden. Es soll in Erwägung gezogen werden, den Turm abzubrechen und die Eisenteile zu verkaufen.“ Das Protokoll dokumentiert bei mehreren Punkten die prekäre Finanzlage der Gemeinde Breckerfeld nach dem verlorenen 1. Weltkrieg. Der Abriss des Turmes erfolgte bald.
Im Jahr 1991 stellte Horst Hoffmann, damals Vorsitzender des Heimatvereins Breckerfeld, in der Mitgliederversammlung im Hotel Böving das Vorhaben des Vereins vor, genau auf dem „Gipfel“ des Wengebergs einen hölzernen Aussichtsturm ( Höhe knapp 50 m) zu errichten. Damals war dort noch grüne Wiese. In der Folge wurden Zeichnungen angefertigt und auch ein Modell erstellt. Die Finanzierung bereitete allerdings Probleme. Jahre vergingen. Aus der „grünen Wiese“ wurde das Baugebiet „Heider Kopf“. Im Zuge der Planung wurden Bedenken zum neuen Aussichtsturm vorgebracht. Horst Hoffmann erinnert sich im Gespräch mit „Breckerfeld gefällt“: „Haupteinwand gegen das Vorhaben wurde das Problem: Wohin mit den Fahrzeugen von Besuchern des Aussichtsturms? Dazu kam, dass die Höhe des Turms in den rechtsverbindlichen Festsetzungen des Bebauungsplans auf eine Höhe von etwas mehr als 10 m rechtlich festgesetzt wurde.“ Der Heimatverein gab das Vorhaben auf.
(OE)