neuer Slide - copy
SliderFrhjahraufderStrassenbahntrasse
MoHochstrasse044DenkmalWohnh2020.jpeg
MoHochstrasse055DenkmalWohnh2020.jpeg
neuer Slide
Breckerfeld gefällt.de 005
Monat 2022-11 124.1 Wengeberg
P1030590Steingro1.jpeg
previous arrow
next arrow

Vor 74 Jahren begann die letzte Woche vor dem Einmarsch der Amerikaner am 12. April 1945 in der Hansestadt.

Breckerfeld Vor 74 Jahren begann am Samstag, 6. April 1945 die letzte Woche vor dem Einmarsch der Amerikaner am Samstag 13. April 1945 in Breckerfeld. In unserem Raum herrschte frühlinghaftes Hochdruckwetter. Die Kühe waren damals bereits im saftigen Gras auf der Weide die Obstbäume blühten in den damals noch großen Obsthöfen rund um  Breckerfeld .

Der  Chronist (OE) war damals 5 1/2 Jahre alt und lebte auf dem elterlichen Bauernhof im oberen Ennepetal. Dort ereignete sich der Einmarsch der Amerikaner bereits am Freitag, 12. April, in den Nachmittagsstunden.

Die idyllische Ruhe trügte: Tagsüber ertönten immer wieder die Sirenen in Halver, Schwenke und Buschhausen. Sie warnte vor den „Jabos“. Das waren die Jagdflugzeuge der Amerikaner. Sie überflogen fast Tag für Tag im  Tiefflug die Landschaft. Sie griffen alles an, was sich auf den ländlichen Wegen und Straßen bewegte: „Die Feldbestellung mit  pferdegezogenen Geräten ( Pflug, Egge, Kutivator, Walze, Sämaschine) konnte gefahrlos nur in der Morgen- und Abenddämmerung erfolgen. Unser landwirtschaftlicher Gehilfe wurde beim Walzen morgens gegen 6.00 Uhr beschossen. Das Geschoss durchschlug die runde Seitenwand der Walze und  „kullerte“ noch bis zu ihrer Verschrottung im Jahre 2003 im Walzeninneren, wenn sie bewegt wurde. Das Fuhrwerk eines Nachbarn, der mit seinem Schemelwagen (eisenbereifte Speichenräder) unterwegs war, wurde in der  Nähe unseres Hofes beschossen. Das Pferd ging mit dem Wagen durch und wurde vor unserem Haus von zwei älteren Männern in die geöffneten Tore des Wagenschuppens geleitet, indem sie ihm gestikulierend ein Weiterlaufen auf dem Weg verwehrten. Der Nachbar stand ein wenig später aus der Randfurche des Feldes am Wegerand unverletzt auf. An einem Nachmittag überraschten die Jabos meinen Bruder und ich, als  wir die Kühe gegen Abend von der Weide zum Melken in den Stall holten. Wir fanden Schutz am Waldrand in einem Schützengraben, den der Volkssturm kurz vorher ausgehoben hatte. Von dort aus konnte man auf die Landstraße L229 kurz vor Schwenke blicken. Die Jabos griffen einen Trupp versprengter deutscher Soldaten an, die mit ihren Fahrzeugen dort Richtung Westen fuhren. Am nächsten Tag standen dort zerschossene Fahrzeuge am Straßenrand.

Eduard Neuhaus, der Eigentümer des damals vom Vater gepachteten Hofes, musste sich in den Wochen vor Kriegsende dem „Deutschen Volkssturm“ in Halver zur Verfügung stellen. Der Volkssturm stand unter der Leitung des damaligen  Ortsgruppenleiters der NSDAP Steller. Auf der L229 errichtete der Volkssturm am Ende der langen Gerade kurz vor der Stadtgrenze zu Radevormwald eine „Panzersperre“ aus Baumstämmen, geschlagen im Wald am Straßenrand , mit Pferden quer über die Fahrbahn gezogen und übereinander gestapelt. Mit Schreiben vom 1. 03. 1945 wurden Eduard Neuhaus und viele andere Bauern und Landwirte aus Halver zur Teilnahme an einer 5 tägigen „Kurzausbildung im Volkssturm“ aufgefordert: „Sie haben sich zu diesem Zwecke am genannten Tage (6.03.45) 14.00 Uhr pünktlich in Lüdenscheid, Westschule einzufinden……. Dieses Schreiben gilt als vorläufige Verpflichtung. Eine amtliche Verpflichtung durch den Herrn Landrat ( damals Kreis Altena) erfolgt noch.“ Vor Ort gab es danach weitere Schulungstreffen in Schwenke in der damaligen Gaststätte „Zum Bahnhof“. Onkel Neuhaus, wie wir ihn nannten, habe ich viel Wissen aus der Zeit vor 1945 zu verdanken. Er war belesen und nachdenklich. Mit der NSDAP hatte er nie zu tun. Seine politische Grundhaltung war liberal-konservativ. Die hier genannten Dokumente über seine Volkssturmzeit fand ich in den Unterlagen meines Vaters nach dessen Tod 2003.
Übrigens: Die Amerikaner rückten nicht von Radevormwald her in den Bereich Halver und Breckerfeld ein sondern aus Richtung Meinerzhagen und Kierspe. Die ersten Panzer der Amerikaner zogen die Stämme einfach an den Straßenrand, um den Weg freizumachen, als sie Richtung Radevormwald und Schwelm weiterzogen. Die Militärregierung, im Halverschen Rathaus durch einen Offizier vertreten, ließ die Stämme von den am Bau beteiligten früheren Volkssturmmitgliedern wieder in den Wald ziehen.

Leider sind „Breckerfeld Gefällt“ keine Dokumente über den Volkssturm aus Breckerfeld bekannt. Dass der Volkssturm auch hier gezwungenermaßen aktiv wurde, erzählte Siegfried Schilling dem Chronisten  2015: „Am 12. April 1945 fielen vier Bomben am Südrand der Stadt. Ihr Ziel war die vom Volkssturm auf Befehl der örtlichen Gremien der NSDAP errichteten Panzersperre vor dem Haus Frankfurter Str. 11. Sie fielen zum Glück in das gegenüberliegende Wäldchen.

(OE)